Das Geheimnis der Perle
Photo: „Le Mentonnais“, ND
aus: Guide „Menton et le Mentonnais“, Texte - Photos - Dessins de Paul Deverdun, 1966
Musik: Meeresrauschen
Heute geht die Reise an die Côte d’Azur. Vorhang auf für... MENTON! Jean Cocteau liebte Menton. Auch Franz Liszt erfuhr hier vollkommenes Glück. Und ich? Aus einem unerklärlichen Grund tritt seit geraumer Zeit der Name der Stadt der Zitronen, selbst auf deren Wappen befindet sich ein Zitrusbaum, in mein Leben. Nein. Es ist noch schlimmer: sobald ich „Menton“ auch nur zufällig lese, so geschehen in der deutschen AD-Juniausgabe - die Geschichte handelte übrigens von dem Paradiesgarten rund um die sagenumwobene Burg Sainte-Agnès, die sich im Hinterland von Menton befindet – spüre ich eine tiefe Sehnsucht. Ja, das ist das richtige Wort. Aber: worauf gründet die enorme Anziehungskraft der mediterranen Schönheit wirklich und warum wird sie seit jeher die Perle Frankreichs genannt (dieser Frage wollte ich schon immer einmal nachgehen)? Ist es etwa das Kammermusikfestival im Sommer, das in andere Sphären katapultiert? Oder schlicht der futuristisch anmutende „place to see“, das Musée Jean Cocteau - der Dichter, Regisseur und Maler, der einst auch den Hochzeitsssaal im Rathaus verschönerte? Betört der Duft der frischen Wäsche so sehr, welche in den Gässchen der Altstadt, die in zarten Pastelltönen erstrahlt, zum Trocknen hängt? Und was ist mit der barocken Kirche, die man nach dem scheinbar nicht enden wollenden Treppenaufstieg hochroten Gesichts und nach Luft schnappend erreicht? Ist die Lauge, in der die berühmten Zitronen-Seifen gesiedet werden, gar ein Werk der Magie und der Zitronenlikör ein Zaubertrank? Wer weiß. Fakt ist: Die Perle hat Herz. Und die Perle pfeift sich nichts, auf die elegante Art. Ich denke, es ist das Flair - die einzigartige Melange aus italienischem Temperament, französischer Nonchalance, und monegassisch-mondäner Eigenwilligkeit, die sich an diesem Ort vereint. Wahrscheinlich sind es ebenso die sprechenden Augen der Marmeladen- und Lavendelhonigerzeugerin Ihres Vertrauens. Und der stimmungsvolle Sonnenuntergang, welchen Sie, während Sie an eisgekühltem Menthe à l’eau nippen, von den Felsen rund um den Leuchtturm aus beobachten. Ach ja, und natürlich der gepflegte Nostalgie-Markt (freitags) mit dem betagten Herrn, der stolz antiquarische Postkarten aus aller Herren Länder feilbietet, sowie die inspirierenden Gärten, in die Sie sich dann und wann mit Ihrer Lieblingslektüre des Augenblicks zurückziehen - oder gleich selbst schriftstellern... :-)
Passender Ohrenschmaus:
Bing Crosby & Grace Kelly – True Love
Stéphanie de Monaco – Ouragon
Foolsgarden – Lemon Tree
Albano & Romina (mit Blümchen im Haar) Power – Ci Sarà
Alles Gute von Wolke 7!